Bildungsveranstaltung 2017

Familien im Kontext staatlicher Interventionen
– zwischen Ermächtigung und Entmachtung

Samstag, den 10. Juni 2018
(ab 10.00 h Kaffee) 11.00 – 17.00 h

Bitte Anmelden bis 31. Mai 2017!

Anmeldeformular: hier klicken

Anreise:
ÖV mit Luftseilbahn Adliswil-Felsenegg.
Bus 235 ab Zürich Wiedikon/Triemli bis Gamlikon.
Für Anreise mit Auto: Parkplatz Buchenegg.
Die Fusswege (je ca. 25 Min.) sind ausgeschildert.
Zufahrt zum Mösli nur mit Ausnahmebewilligung.


Das Thema „Familien im Kontext staatlicher Interventionen – zwischen Ermächtigung und Entmachtung“ sorgt immer wieder für Schlagzeilen und Diskussionen. An unserer Tagung vom 10. Juni 2017 werden drei empirische Studien vorgestellt, die – mit jeweils unterschiedlicher Perspektive – sozialstaatliche Interventionen in Familiensystemen untersuchten und dabei das Handeln der Jugendhilfe genauer analysiert haben. Mit welchen Zuschreibungen und Normierungspraktiken fanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Eingriffe staatlicher Behörden in Familien statt? Welche Bilder „guter“ oder „schlechter“ Elternschaft existieren heute in der professionellen Praxis der Jugendhilfe? Wer wird hier wie adressiert und erhält dadurch welche Verhandlungsposition? Welche Lebensgeschichten und -erfahrungen stecken hinter den ‚Fällen‘ der Jugendhilfe? Wo gelingen Unterstützungsprozesse und Ermächtigungen von Eltern sowie ihren Kindern und wo führen sozialstaatliche Interventionen zu Entmachtung oder Stigmatisierung?
Die Ergebnisse der Studien zeigen historisch und aktuell u.a. auf, wie (soziale) Eltern und Kinder durch das Hilfesystem der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik jeweils adressiert werden. Entlang der Vorträge kann gemeinsam über Normativitäten im Kinderschutz und Bedingungen gelingender sozialstaatlicher Interventionen in diesem Feld diskutiert werden.
Getreu dem Motto von August Bebel: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ starten wir mit einem Blick in die Vergangenheit.

Urs Hardegger – historische Perspektive
Vormundschaftsakten sind Akten behördlicher Ordnungs- und Verwaltungstechnik. Sie ordnen und deuten die Wahrnehmung und legitimieren das behördliche Handeln.
Dieser Quellenkorpus hat der Erziehungswissenschafter Urs Hardegger ausgewertet, um die Zeit- und Lebensumstände einer Unterschichtsfamilie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren.
Über tausend Dokumente – entstanden innerhalb von 22 Jahren – sind über die Familie De Agostini angefertigt worden. Sie werfen ein Schlaglicht auf die Nöte und Sorgen der Familie über drei Generationen hinweg, An diesem Beispiel lässt sich exemplarisch zeigen, wie sich Wahrnehmungen zu Stigmatisierungen verfestigen und in welch ambivalentem Verhältnis staatliche Wohlfahrt und bevormundende Eingriffe zueinander stehen.

Marion Pomey – Entscheidungspraxis bei Fremdunterbringung
Die Sozialpädagogin und Sozialwissenschafterin analysierte im Feld sozialpädagogischer Krisenintervention, wie Prozesse der Fremdunterbringung von Kindern vonstatten gehen und was dabei wie entscheidungsrelevant wird. In diesem Bereich professioneller Intervention, Kindesschutz und Inobhutnahme von Kindern verweist die Studie auf verschiedene Vulnerabilitätskonstellation und untersucht dabei wer im Hilfeverlauf welche Verhandlungsposition(en) erfährt. Anhand von zwölf rekonstruierten Hilfeverläufen wird es möglich eine Typologie von Fremdunterbringungsprozessen zu erstellen, die deutlich macht, wie und aufgrund von was Familien Ermächtigung und Entmachtung erfahren und inwiefern dies mit einem Ideal ‚familialisierter Kindheit’ zusammenhängt.

Ute Zillig – Biographieforschung
Die Soziologin und Sozialpädagogin untersuchte die biografischen Verläufe von Frauen, die schon in früher Kindheit sexualisierte, körperliche und andere Gewalt erleben mussten und sich als erwachsene Frau und Mutter in traumatherapeutischer Behandlung befinden. Insbesondere analysierte sie die Bedeutung von staatlichen Leistungssystemen der Jugendhilfe und des Gesundheitssystems. Wie sind soziale Isolation und Hoffnungslosigkeit bei den gewaltbetroffenen Müttern entstanden? Wo wurden in den Biografien Ermächtigungsprozesse und Selbstverstehen ermöglicht?

Organisation:
Freundeskreis Mösli, Stiftung Kinderfreundeheim Mösli, Pro Rote Falken, Rote Falken

Ein Gedanke zu „Bildungsveranstaltung 2017

  1. Pingback: 5. Mösli-Bildungsveranstaltung – Urs Hardegger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert